Selbstgemachtes für Inhaftierte
Eine Tüte voller Herzenswärme. Liebe Grüße zu Weihnachten, selbstgebackene Plätzchen, ein Mut machender Spruch auf der Kaffeetasse: „Bleib stark!“ 32 Schülerinnen und Schüler der örtlichen Ludgerus-Schule haben sich auch in diesem Jahr viel Mühe gegeben mit ihren Geschenken für mehr als 100 Inhaftierte in der JVA für Frauen in Vechta.
Corona verhindert zwar den persönlichen Kontakt der Jugendlichen mit Gefangenen. Doch stellvertretende Anstaltsleiterin Petra Huckemeyer versichert der Delegation aus der Oberschule, „dass die meisten Frauen sehr ergriffen sind“, wenn sie nach dem Gottesdienst an Heiligabend die Tüten bekommen. „Dank dieser großartigen Aktion erkennen sie, dass sie nicht vergessen sind, sondern immer noch ein Teil der Gesellschaft“.
JVA-Abteilungsleiterin Brigitte Melzer berichtet von Frauen, „die haben draußen niemanden mehr“. Das war den Vechtaer Zehntklässlern bewusst, als sie Karten schrieben und Tassen gestalteten. „Mit dieser Motivation ist die Aktion eigentlich ein Selbstläufer“, lobt Lehrer Bastian Seegmüller das Engagement. Er begleitet sie mit seinen Kolleginnen Annette Holtmann und Stephanie Spiegel.
Weitere Partner sind die Diakonie und die evangelische Kirchengemeinde Vechta, sie finanzieren Schokolade und Tabak. Die evangelische Gefängnisseelsorgerin Anette Domke weiß vom „November-Blues“, von quälenden Gedanken der Inhaftierten. Frauen, getrennt von Partner und Kindern. Frauen, die aus zerbrochenen Familien kommen oder keine Angehörigen haben. Daher sei es „gerade in diesen Zeiten wichtig, dass es einen Brückenschlag zwischen draußen und drinnen gibt“.
Zum Gottesdienst an Heiligabend bitten Pfarrerin Anette Domke und die katholische Pastoralreferentin Josefine May in die Klosterkirche, die mit dem Frauengefängnis eine bauliche Einheit bildet. Einige Inhaftierte bereiten den Gottesdienst mit vor, dessen Ablauf „nicht so liturgisch ist, es gibt keine richtige Predigt“. Üblicherweise nehmen bis zu 95 Frauen teil - mehr als doppelt so viele wie an sonstigen Gottesdiensten.
Die Inhaftierten verbüßen teils langjährige Haftstrafen. Viele dekorieren Haftraum und Station weihnachtlich, andere lehnen es bewusst ab. Auch deshalb erlebte Zehntklässler Johan Elberfeld es als „schwer, für unsere Karten und Tassen einen Spruch zu finden, der niemanden noch mehr runterzieht“.